Was wir noch sagen wollten – Annalena Wirth/ Jonas Aberle/Antonio Hertlein

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Beim Bundeskongress in Braunschweig, am 17. bis 19. November standen Annalena Wirth, Jonas Aberle und Antonio Hertlein für Baden-Württemberg bereit, einen Redebeitrag abzuhalten. Leider wurde kurz vor ihren Reden die Generaldebatte vorzeitig geschlossen. Daher schreiben sie hier, was sie noch sagen wollten.

Annalena Wirth (KV Mannheim) wollte zum Europaantrag der Bundesjusos folgendes sagen:

Annalena Wirth (Foto: Paola Sorce)

„Liebe Jusos,

54,7 – das ist kein Wahlergebnis des heutigen Tages, sondern das Durchschnittsalter der SPD Abgeordneten im Europäischen Parlament.

Im Vergleich zu einigen Stadt- und Gemeinderäten ist das wahrscheinlich sogar ziemlich jung. Aber 54,7 macht trotzdem deutlich: in dieser Fraktion fehlt die Perspektive unserer Generation.

Denn: Das Europa, in dem wir aufgewachsen sind, verändert sich –

der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine Zeitenwende markiert,

die Digitalisierung unserer Arbeitswelt und der Klimawandel werden uns vor viele Herausforderungen stellen.

Diesen Herausforderungen können wir alleine nicht gerecht werden – nur gemeinsam, vereint als europäische Staaten.

Und wenn ich auf die Europawahl schaue, dann habe ich Angst, liebe Genossinnen und Genossen –  Angst, vor einer SPD, die versucht mit Abschiebungen Wählerstimmen zu gewinnen.

Angst vor dem Erstarken einer Partei, die nicht nur den Klimawandel leugnet, sondern Menschenrechte abspricht und sich Zeiten herbei wünscht, die die dunkelsten in unserer Geschichte waren.

Angst vor niedriger Wahlbeteiligung und einer Politikverdrossenheit, die in der Europäischen Union immer nur einen Verwaltungsapparat und Blockierer sieht.

Aber wenn ich sehe, wie viele Jusos mit mir zusammen für die Europaliste kandidieren, wie viele junge Menschen mit starken Meinungen und Visionen für Europa mitgestalten wollen – dann habe ich Hoffnung.

Hoffnung, dass unsere Zukunft europäisch ist.

Hoffnung, dass wir gemeinsam einen engagierten Wahlkampf schmeißen werden und viele Jusos ins Parlament schicken werden.

Hoffnung, dass wir gemeinsam den Faschisten und Nationalisten in Europa die Stirn bieten!

Wir müssen im Wahlkampf von Europa begeistern. Ich bin davon überzeugt: wir Jusos können für Europa begeistern.

Weil Europa so viel mehr ist als Grenzübergänge, Eurovision Song Contest oder Regulierungen dazu, wie krumm Gurken sein dürfen –

Europa ist Sicherheit. Sicherheit, dass unser Essen nicht voller Chemikalien ist.

Europa ist Freiheit, Freiheit, zu leben wo du willst und zu sein, wer du bist.

Europa, das ist Frieden.

Und wenn Björn Höcke sagt, Europa muss sterben –

dann sagen wir, liebe Genossinnen und Genossen:

Europa muss leben“ – Annalena Wirth.

Jonas Aberle (KV Schwäbischhall-Hohenlohe) stand bereit für den Umweltantrag des Bundesvorstandes:

Jonas Aberle (Foto: Paola Sorce)

„Liebe Jusos,

Zur Einhaltung unserer Klimaziele ist es essentiell, dass wir unsere Industrie transformieren.

Damit das gelingen kann, sind viele Faktoren entscheidend, die in diesem Antrag aufgenommen wurden.

Der Ausbau erneuerbarer Energien, der Ausbau der Energieinfrastrukturen und auch europäische Antworten auf die Fragen der Zeit.

Gerade für uns in Baden-Württemberg, wo jeder 10. Arbeitsplatz von der Automobilindustrie abhängt, war ein solcher Antrag wichtig.

Die Transformation erfordert den zeitnahen und massiven Umbau einer unserer Schlüsselbranchen plus ihrer Zulieferer.

Zudem muss diese Branche ihre Produktion bis 2035 auf die E-Mobilität umstellen.

Das sind Umbrüche und sie machen einer Vielzahl von Arbeiter:innen Angst.

Deswegen hat es uns besonders gefreut, dass die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort und den Gewerkschaften ein wichtiger Bestandteil des Antrags sind.

Wir befürworten in dem Antrag besonders den Brückenstrompreis nach Vorbild des IG-Metall-Vorschlags. Auch wir haben auf unserer LDK im September einen solchen Antrag beschlossen. Es ist der richtige Weg die Industrie während der Transformation zu unterstützen.

Danke für den Antrag.“ – Jonas Aberle

Die Bundesvorsitzende der SPD, Saskia Esken, war anwesend. Antonio Hertlein (KV Ravensburg) wollte ihr folgendes mitgeben:

Antonio Hertlein (Foto: Paola Sorce)

„Liebe Genossinnen und Genossen,
Liebe Saskia,

Es freut mich, dass du heute hier bist und mit uns über die Zukunft der Sozialdemokratie diskutierst. Besonders schön ist es, weil es eine der seltenen Möglichkeiten ist, mit dir so in Kontakt zu treten.
Auf Landesveranstaltungen in deinem Heimat-Landesverband Baden-Württemberg hatten wir schon länger nicht die Chance mit dir als unsere Parteivorsitzende in den Austausch kommen zu können. Schade, dass sich das so in letzter Zeit entwickelt hat, ich würde mir mehr Präsenz von dir innerhalb der Partei wünschen!

Die vergangenen Monate, ja die letzten Jahre sind durch verschiedene Kriesen und Herausforderungen geprägt. In der Öffentlichkeit nimmt man aber zu diesen Themen, wie dem Krieg in der Ukraine, der Inflation, dem Krieg im nahen Osten oder dem Migrationsthema vor allem Lars oder Kevin als Generalsekretär wahr. Deine Position finde ich leider selten in der Öffentlichkeit zu all den dringenden Themen der Zeit. Daher mein Appell an dich: Trage häufiger deine Positionen sowie die der SPD entschlossen in die Öffentlichkeit!

Wir setzten viel in der Ampel um, einiges Gutes ist auch dabei. Doch die Leute draußen müssen endlich mitbekommen, dass die SPD es war, die 12 Euro Mindestlohn, das Deutschlandticket oder das Bürger:innengeld erstritten hat.
Damit müssen wir und insbesondere auch du als Parteivorsitzende raus zu den Leuten. Ich möchte nicht nur Regierungskommunikation von dir, sondern hören, wofür die SPD steht. Dann steigen wir auch wieder in den Umfragen und gewinnen Wahlen.

In diesem Sinne:
Freundschaft und Glück auf!“ – Antonio Hertlein

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