Kampf um Schutz und Sicherheit: Die Herausforderungen der Finanzierung vonFrauenhäusern in Deutschland
Frauenhäuser sind eine wichtige Anlaufstellen für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder, um Schutz vor akuten Bedrohungssituationen zu finden und den Neuanfang in ein gewaltfreies Leben zu ermöglichen. Doch die Realität in Deutschland offenbart eine problematische Situation: Aktuell sind in Frauenhäusern mehr Kinder als Frauen untergebracht. Jährlich werden etwa 13.000 Frauen und 15.000 Kinder in Frauenhäuser aufgenommen. Jedoch stoßen diese Einrichtungen an ihre Grenzen, bedingt durch finanzielle, personelle und räumliche Kapazitäten. Der Bedarf an Frauenhausplätzen steigt kontinuierlich an, so ist die Partnerschaftsgewalt in Deutschland 2022 um 9,1% gestiegen. Und wir sprechen hier nur vom Hellfeld der begangenen Taten. Belastbare Zahlen für 2023 liegen noch nicht vor.
Die Istanbul-Konvention, die Deutschland mitunterzeichnet hat, legt fest, dass 21.000 Plätze für gewaltbetroffene Frauen zur Verfügung stehen sollten. Doch die Realität zeigt ein eklatantes Missverhältnis. Aktuell existieren nur rund 6.800 Plätze. Es gibt sogar 90 Kreise in Deutschland, die gänzlich ohne Frauenhaus auskommen müssen, was vor allem für den ländlichen Raum eine unzureichende Versorgung bedeutet. Doch selbst in Ballungszentren sind die Plätze knapp.
Die Finanzierung von Frauenhäusern gestaltet sich als komplexes Problem in Deutschland. Es herrscht ein föderaler Flickenteppich. In Baden-Württemberg gilt die Finanzierung der Frauenhäuser als kommunale Freiwilligkeitsaufgabe. Ein Rechtsanspruch auf einen Schutzplatz existiert nicht, und die finanzielle Abwicklung zwischen den Trägern der Frauenhäuser und den Landkreisen gestaltet sich schwierig.
Besonders prekär ist die Situation für bestimmte Gruppen von Frauen, die oft keine finanzielle Unterstützung für ihre Unterbringung erhalten, darunter Studentinnen, Auszubildende, Rentnerinnen und Frauen mit ungesichertem Aufenthaltsstatus. Die Konsequenz ist, dass einige Frauenhäuser gezwungen sind, die Unterbringung solcher Frauen abzulehnen, um ihre eigene finanzielle Existenz nicht zu gefährden.
Auch die Finanzierung von Frauen, die außerhalb ihres Landkreises untergebracht werden müssen, gestaltet sich oft als unsicher. Frauen und Kinder, die aufgrund von Platzmangel oder akuter Bedrohungssituationen außerhalb ihres Landkreises Schutz suchen müssen, sind von dieser Unsicherheit betroffen.
Zudem werden die Tagessätze für die Unterbringung von Frauen oft nach sechs bis neun Monaten abgesenkt, was dazu führt, dass Frauenhäuser mit Finanzierungsausfällen kämpfen oder Frauen und Kinder vorzeitig entlassen müssen. Diese Problematik verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, um die Finanzierung und Verfügbarkeit von Frauenhausplätzen in Deutschland zu verbessern und somit den Schutz für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sicherzustellen.