Klimaschutz – sozial gerecht und wirtschaftlich nachhaltig
Ein Artikel von Sebastian Camarero (KV Mannheim; Europa-Kandidat).
Angesichts des Klimawandels ist die Transformation unserer Volkswirtschaft in Europa notwendig. Die europäische Politik sollte dafür die relevanten Investitionen tätigen, und auch international Verhandlungen für eine verbindliche Umsetzung der Klimaziele voranbringen. Nur wenn die Klimapolitik dabei sozial gerecht gestaltet wird, kann es gelingen, die Mehrheit der Menschen auf dem Weg zur Klimaneutralität in den nächsten Jahren mitzunehmen.
Klimawandel im vollen Gang – Zeit zu Handeln
Wir befinden uns an einem kritischen Wendepunkt in der Geschichte unseres Planeten. Die Zeichen sind unübersehbar: Extremwetterereignisse nehmen zu, Gletscher schmelzen, die Meeresspiegel steigen. Diese Veränderungen sind klare Warnsignale, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius und idealerweise auf 1,5 Grad Celsius, wie im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart, gefährdet ist.
Die Europäische Umweltagentur (EUA) zeigt in ihrem ersten Bericht zur Bewertung des Klimarisikos für Europa (EUCRA), dass die Folgen der Klimakrise in Europa zahlreiche Menschenleben und hohe Kosten verursachen könnte, wenn nicht schnell gehandelt wird.[1]
Die Transformation unserer Volkswirtschaften hin zur Klimaneutralität ist daher essenziell, um die Zukunft kommender Generationen zu sichern. Europa sollte dabei Verantwortung übernehmen, um unseren Beitrag zur globalen Erwärmung zu minimieren, sowie anderen Ländern außerhalb Europas beim Weg der Dekarbonisierung zu helfen.
Erneuerbare Energien: Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft
Im Kampf gegen den Klimawandel rücken erneuerbare Energien als nachhaltige Lösung in den Vordergrund. Der Übergang zu einer Wirtschaft, die auf sauberen, erneuerbaren Energiequellen basiert, ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern bietet auch die Chance, unsere Energieversorgung auf eine sicherere und gerechtere Basis zu stellen. Insbesondere grüner Wasserstoff, gewonnen aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne und Wind, hat das Potenzial, eine zentrale Rolle in Europas Energiemix zu spielen.
Die Vorteile reichen von der Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bis hin zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in der grünen Wirtschaft. Doch die Herausforderungen bei der Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff dürfen nicht unterschätzt werden. Sie erfordern erhebliche Investitionen in die Infrastruktur sowie eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Notwendigkeit des Ausbaus von erneuerbaren Energien und deren Transport, insbesondere von Südeuropa (mit exzellenten Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff) nach Mitteleuropa (wo die größten Energieverbraucher sitzen), ist sinnvoll, um die möglichst schnell die klimapolitischen Ziele der EU zu erreichen.
Innovation als Triebkraft und die Rolle internationaler Zusammenarbeit
Der Schlüssel zur Klimaneutralität liegt auch in Innovation und internationaler Kooperation.
Der Green New Deal, ein Programm, das darauf abzielt, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, ist ein Beispiel dafür, wie umfassende politische Initiativen den Weg für nachhaltige Lösungen ebnen können. Diese Initiative verdeutlicht die Bedeutung von Investitionen in saubere Technologien, um die Wirtschaft auf eine grüne Zukunft auszurichten. Die EU könnte dafür zweckgebunden gemeinsam Finanzmittel aufnehmen, um das Volumen der Investitionen nochmal deutlich zu erhöhen und damit die Transformation zu beschleunigen.
Doch kein Land und keine Region kann die Herausforderungen des Klimawandels allein bewältigen. Eine verstärkte internationale Zusammenarbeit ist notwendig, um Wissen zu teilen, Ressourcen zu bündeln und gemeinsame Standards zu entwickeln. Europa hat hierbei eine Schlüsselrolle und Verantwortung, auch andere Länder des globalen Südens finanziell und technisch bei der ökologischen Transition zu unterstützen. Durch den Austausch von Best Practices und die Förderung globaler Partnerschaften können wir eine koordinierte Antwort auf den Klimawandel entwickeln. Es gilt hier, auch private und öffentliche finanzielle Mittel in den globalen Süden zu bringen, um dort die Transformation vorantreiben zu können.
Klimaschutz muss auch sozial gerecht sein
Die CO2-Bepreisung ist eines der wirksamsten Instrumente im Kampf gegen den Klimawandel, indem durch den Marktmechanismus effizient die Reduzierung von Treibhausgasemissionen erreicht wird. Der Anstieg des CO2 Preises sollte allerdings geordnet und planbar erfolgen und soziale Abfederungsstrategien ungewollte Härten für einkommensschwache Haushalte minimieren. Deshalb ist es wichtig, finanzielle Ausgleichsmechanismen nach sozioökonomischen Kriterien zu schaffen. Denn Klimaschutzmaßnahmen sollten sozial gerecht gestaltet werden. Nur so können wir sicherstellen, dass der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft niemanden zurücklässt.
Auch Investitionen in Bildung und Qualifizierung sind wichtig, um Arbeitnehmer*innen für die „grüne“ Wirtschaft zu vorzubereiten. Indem wir soziale Aspekte in den Mittelpunkt unserer Klimaschutzstrategien stellen, stärken wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt und fördern eine umfassende Akzeptanz für notwendige Veränderungen.
Fazit: Die Europawahlen bieten eine Chance, die Debatte anzuregen, dass Europa Klimaschutz wirtschaftlich effizient und erfolgreich, aber auch sozial gerecht gestaltet. Nur so kann die große Transformation unserer Volkswirtschaft hin zur Klimaneutralität erfolgreich gestaltet werden.
[1] https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaerwaermung-europa-100.html