Kommunalwahl am Limit
Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt: Am 9. Juni ist neben der Europawahl auch Kommunalwahl in Baden-Württemberg. Die Kommunalwahl ist für alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit auf niedrigster Ebene über durchaus komplexe Sachverhalte direkt mitbestimmen zu können. Auch wir jungen Menschen müssen hier die realistische Chance bekommen auf dieser Ebene mitwirken zu können. Doch besonders die Zeit vor der Wahl kann unglaublich kräftezehrend und ermüdend sein – das vor allem für junge Menschen.
Schon bei der Platzierung auf der Liste kann es unglaublich schwierig werden. Die Platzierung spielt am Schluss wahrscheinlich keine allzu große Rolle, wenn es um das Erlangen des Ehrenamts geht. Doch sollte man sich und auch der Ortsverein darüber bewusst sein, dass einige Menschen Listen nur durchwählen, also ihre Stimmen von oben nach unten verteilen. Wichtig wird hier eine gute Platzierung dann, wenn Wähler ihr Stimmen kumulieren.
Nun tuen sich viele Ortsvereine schwer dabei junge Menschen weit vorne zu platzieren, trotz einer Juso-Quote. Durch diese sollen 10% der aussichtsreichen Plätze an Juso-Kandidierenden gehen.
Ich selbst hatte auf einer Liste mit 14 Personen Platz 7 angeboten bekommen. Das ist nicht gut, das ist solides Mittelfeld. Diese Platzierung entstand jedoch unter dem Anspruch, einen großen Teil des Wahlkampfs auf die Schultern der Jusos zu stemmen. Klingt das fair? Ich fand nicht. Gerade deswegen habe ich zu meiner Meinung gestanden. Jetzt stehe ich auf Listenplatz 3. Und das, obwohl wir laut Vorsitzendem Ehrenamt, Engagement und Bekanntheit der Kandidaten mit einem guten Listenplatz „würdigen“ sollten.
Fazit: Traut euch eure Meinung zu sagen, sprecht an, wenn euch etwas stört. Kommuniziert, was ihr möchtet. Auch wenn es Kraft kostet.
Doch nun entscheidet nicht die Partei, sondern der Bürger über eure Wahl. Da die Kommunalwahl eine Personenwahl ist und am Ende derjenige mit den meisten Stimmen in das Kommunalparlament einzieht, kann es hier zu einem weiteren Problem für junge Menschen kommen.
Der Genosse mit 60 Lebensjahren, der seit Geburt in eurer Gemeinde wohnt, wird mehr Menschen kennen als ihr. Er hatte offensichtlich schon 60 Jahre Zeit Kontakte zu knüpfen. Zudem wird häufig dem Alter mehr Kompetenz zugemessen. Wie schaffen wir es jetzt und da durchzusetzen?
Solltet ihr kein Vereinstier sein, dann wird das gar nicht so einfach. Ein wichtiges Mittel wird dann der Haustürwahlkampf werden. Der kostet unglaublich viel Zeit und Energie. Ebenso werdet ihr wohl auf jeden Wahlkampfstand gehen müssen. Haben das ältere Genossen unbedingt nötig? Nicht unbedingt. Also müsst ihr, um ein genauso gutes Ergebnis wie jemand älteres zu erhalten, mehr Kraft investieren.
Lasst euch davon aber nicht entmutigen. Ihr werdet viele aufmunternde und motivierenden Gespräche haben. Aber Vorsicht: Übernehmt euch nicht.
Doch Wahlkampf mit eurem SPD-Ortsverein, wäre kein richtiger Wahlkampf, wenn diesem nicht ganz plötzlich einfällt, dass der Wahlkampf doch schon eigentlich hätte am besten gestern bestritten werden müssen. Und dann müssen am besten vorgestern auch schon die Flyer da sein.
Aussagen wie „Die jungen Leute haben ja mehr Ahnung von dieser Technik“, „Ich habe gehört, du machst etwas mit Design“ oder „Ihr Studenten habt doch so viel Zeit. Kannst du nicht mal…?“ sind mir schon ein paar Mal über den Weg gelaufen. Und am Schluss landete Design und Druck immer auf meinem Schreibtisch. Was das aber teilweise für einen zeitlichen Mehraufwand bedeutet, haben nicht alle auf dem Schirm.
Neben all diesen Faktoren darf man nicht vergessen, was wir jungen Menschen in der Partei leisten. Häufig sind wir sowohl bei der SPD als auch bei den Jusos in mehreren Ehrenämtern. Dazu kommen Studium (was doch ziemlich viel Zeit beansprucht), Sport, soziale Kontakte und alltägliche Aufgaben. Und das alles neben dem Wahlkampf. Diesen werden viele wahrscheinlich am Limit führen.
Keiner sollte während dem Wahlkampf sich selbst verlieren, auch wenn es für den guten Zweck ist. Seid achtsam mit euch selbst und übernehmt euch bitte nicht. Holt euch an den Stellen Unterstützung, wo ihr sie braucht. Das meiste geht im Team viel besser als allein.