Sommerinterview mit Noah Fröhle

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Das Interview wurde durchgeführt von Marius Kipfmüller (KV Lörrach).

Noah Fröhle (28) ist Kreisvorsitzender der Jusos Alb-Donau. Noah leidet seit seiner Geburt an Spina bifida (offener Rücken). Er ist gelernter Bürokaufmann, Beisitzer im SPD-Kreisvorstand und Schriftführer seines Ortsvereins in Langenau.

KONTRA: Welche Herausforderungen hast du im Bildungs- und Arbeitsbereich erlebt?

Noah Fröhle: Als Mensch mit Körperhinderung hat man es nicht leicht. Es gibt ja spezielle Einrichtungen grad im Bildungsbereich. Als ausgebildeter Bürokaufmann muss ich aber sagen, dass es im Arbeitsbereich schwierig ist Fuß zu fassen. Ich wurde zwar zu dem ein oder an Vorstellungsgespräch eingeladen aber dann mehr aus rechtlichen Gründen.

KONTRA: Welche politischen Maßnahmen wären deiner Meinung nach notwendig, um den Zugang zu Bildung und Beschäftigung für Menschen mit Beeinträchtigungen zu verbessern?

Noah Fröhle: Arbeitsämter und IFD (Integrationsfachdienst) mehr verpflichten eine dauerhafte Beratung für die Unternehmen zu stellen um Ihnen die Angst zu nehmen. Das IFD ist eine Verknüpfungsstelle zwischen Unternehmen und dem Arbeitsamt. Der Integrationsfachdienst darf dabei nur einschreiten, wenn bereits ein konkretes Arbeitsverhältnis vorliegt. Aus meiner Sicht muss dem IFD mehr Kompetenz zustehen, so dass diese bereits früher in der Vermittlung und der Beratung von Unternehmen agieren können, damit die Hemmschwelle bei der Einstellung von Menschen mit Beeinträchtigung sinkt.
Die Einführung von Inklusionstagen, um Unternehmen den Zugang zu Menschen mit Behinderung zu erleichtern.

Eine höhere Ausgleichsabgabe. Diese muss sich finanzielle bei vielen Unternehmen bemerkbar machen.

KONTRA: Wie kann die SPD deiner Meinung nach besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen eingehen?

Noah Fröhle: Mehr Inklusion vorantreiben. Aber generell ist das für eine Partei alleine schwierig. Die ganze Gesellschaft braucht hierfür ein Verständnis und die Bereitschaft mitzumachen. Als Partei können bessere Arbeitsvermittlungen gewährleistet werden. Die SPD hat schon relativ viel angestoßen. Hier ist auch unser Bundestagsabgeordneter, Takis Mehmet Ali, zu nennen, welcher sich bei der Überarbeitung der Ausgleichsabgabe stark machen konnte.

KONTRA: Welche Verbesserungen wünschst du dir im Bereich der Gesundheitsversorgung für Menschen mit Beeinträchtigungen?

Noah Fröhle: Aus meiner Sicht ist das System gut aufgestellt für Menschen mit Beeinträchtigungen. Aber vielleicht mehr finanzielle Mittel für die Forschung. Es gibt immer noch viele Krankheiten, welche noch relativ unerforscht sind und das auch erstmal bleiben. Die Betroffen erhalten dann eine Verdachtsdiagnose. Zudem gibt es einen hohen Diskurs, ob Operationen notwendig sind oder nicht, hierbei fehlt auch die Forschung.

KONTRA: Welche Barrieren erlebst du im täglichen Leben, die Ihre gesellschaftliche Teilhabe einschränken?

Noah Fröhle: Es gibt nicht überall einen Barrierefreien Eingang oder Aufzüge sind kaputt. Leider gibt es auch nicht immer eine Behindertentoilette.

KONTRA: Gibt es bestimmte Orte oder Aktivitäten, die für Menschen mit Beeinträchtigungen besonders gut oder schlecht zugänglich sind?

Noah Fröhle: Manche Arztpraxen oder städtische Gebäude haben keinen Barrierefreien Zugang.
Kultureinrichtungen oder Sportstätten haben aber jedoch immer spezielle Plätze für Menschen mit Beeinträchtigungen. Beim Fußballverein in meinem Ort kann ich ohne Probleme zu einem Spiel gehen. In dem Verein bin ich auch ehrenamtlich aktiv.

KONTRA: Wie gut fühlst du dich von der Politik vertreten?

Noah Fröhle: Wie ich schon angedeutet habe ist die Situation strak ausbaufähig, aber ich nehme da auch die Ämter in die Pflicht. Generell muss hierbei die gesamte Gesellschaft mitwirken.


KONTRA: Welche Rolle sollten Menschen mit Beeinträchtigungen in politischen Entscheidungsprozessen spielen?

Noah Fröhle: Eine große Rolle, finde es wichtig da man dadurch nochmal einen ganz anderen Blickwinkel bekommt und Hürden und eventuelle Vorurteile abgebaut werden können

KONTRA: Was hältst du von Inklusionsräten auf kommunaler Ebene?

Noah Fröhle: Finde ich sehr sinnvoll aber es muss schon ein stärkeres Umdenken in unserer Gesellschafft noch stattfinden.

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