Gegengift zum Neoliberalismus: Ein Plan für ein erneuertes Aufstiegsversprechen

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Aufstiegsversprechen. Das klingt nach kaltem Neoliberalismus: nur wer hart genug arbeitet und rücksichtslos seinen Weg geht, kann es schaffen. Doch das greift zu kurz. Das Aufstiegsversprechen bedeutet mehr – es ist unser Versprechen auf eine gerechtere Zukunft. Eine Zukunft, in der es nicht darauf ankommt, welchen Hintergrund deine Eltern haben, sondern wer du als Person bist.

Ein Artikel von Daniel Krusic (KV Esslingen).

Wir alle kennen sie, die berühmte Geschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Diese Erzählung prägt das Selbstbild der USA und zieht Menschen aus aller Welt an. Doch die Realität sieht anders aus, auch bei uns. Bildung wird zunehmend elitärer und exklusiver, während Diskriminierung gegen verschiedene Gruppen stark zunimmt. Die Reichen und Mächtigen häufen immer mehr Vermögen an, während Millionen Menschen von Monat zu Monat jeden Euro und jeden Cent zweimal umdrehen müssen.

Besonders hier im Südwesten sind die Mieten unbezahlbar, und der Traum vom Eigenheim ist für viele unerreichbar. Immer mehr Menschen fragen sich, ob ihre Zukunft wirklich besser wird als die ihrer Eltern und Großeltern – oder ob alles nur schlimmer kommt. Hoffnungslosigkeit und Frustration sind die Folge – und eben nicht Zuversicht und Motivation.

Für diese Menschen müssen wir das Aufstiegsversprechen erneuern: Das dürfen wir nicht der FDP und ihrem neoliberalen Gedankengut überlassen. Sie suggerieren, dass Steuersenkungen, vor allem für Reiche, die nötige Motivation schaffen, damit jeder und jede für ein besseres Leben mehr leisten will. Doch diese Annahme ist nicht nur falsch, sie ist geradezu gefährlich. Denn ganz im Gegenteil, nur durch eine gerechte Umverteilung von oben nach unten können wir das Aufstiegsversprechen Wirklichkeit werden lassen. Diese Gelder müssen in soziale Programme, wie ein auskömmliches Bafög, fließen.

Unser Aufstiegsversprechen muss jedoch nicht nur auf sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen beruhen, sondern auch auf einem ökologischen Wandel. Eine nachhaltige Zukunft bedeutet nicht nur, die Umwelt zu schützen, sondern auch neue Chancen und Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Branchen zu schaffen. Die Energiewende, die Förderung erneuerbarer Energien und der Ausbau nachhaltiger Infrastruktur sind keine erdrückende Last, sondern notwendige Investition in die Zukunft, die allen Menschen zugutekommt. Wenn wir die Möglichkeiten der grünen Transformation nutzen, schaffen wir nicht nur eine lebenswertere Welt für kommende Generationen, sondern auch eine Wirtschaft, die auf langfristigen Erfolg und Gerechtigkeit aufbaut.

Ein konkreter Ansatz, um das Aufstiegsversprechen mit dem ökologischen Wandel zu verbinden, wäre die Einführung eines „ökologischen Bildungs- und Jobprogramms”. Dieses Programm würde gezielt in die Aus- und Weiterbildung von Menschen investieren, um ihnen Fähigkeiten in den Bereichen erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft, grüne Technologie und Klimaschutz zu vermitteln. Es würde zweigleisig aufgebaut sein: Einerseits durch finanzielle Unterstützung für Umschulungen und praxisnahe Ausbildungsplätze in diesen aufstrebenden Bereichen, andererseits durch steuerliche Anreize für Unternehmen, die in nachhaltige Innovationen investieren und Arbeitsplätze schaffen.

Viele Menschen, insbesondere hier im Südwesten, fürchten, dass Elektromotoren zahlreiche gut bezahlte Arbeitsplätze gefährden könnten. Diese Ängste sind berechtigt und müssen ernst genommen werden. Statt aus Mangel an Ideen zum Verbrennungsmotor zurückzukehren, wie es die Union fordert, sollten wir durch das ökologische Bildungs- und Jobprogramm gezielt neue und bessere Arbeitsplätze schaffen.

Zusätzlich könnte das Programm gezielt benachteiligte Gruppen unterstützen, um ihnen den Zugang zu diesen Zukunftsbranchen zu erleichtern. So können wir sicherstellen, dass niemand im Transformationsprozess zurückgelassen wird und dass das Aufstiegsversprechen nicht auf alten, sondern auf zukunftsfähigen Wegen erfüllt wird. Ein solcher Ansatz würde nicht nur die Chancen auf sozialen Aufstieg für viele Menschen verbessern, sondern auch aktiv zum ökologischen Wandel beitragen.

Darüber hinaus muss das Aufstiegsversprechen auch kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe umfassen. Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, seine Talente und Interessen frei zu entfalten – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Status. Das bedeutet, dass wir nicht nur Chancengleichheit in Bildung und Arbeit schaffen, sondern auch Räume für Kreativität, Kultur und Selbstverwirklichung. Eine konkrete Maßnahme in diesem Bereich könnte die Einführung eines Kreativstipendiums sein. Dieses Stipendium würde speziell Menschen aus einkommensschwachen Familien oder benachteiligten sozialen Gruppen dabei unterstützen, künstlerische oder kulturelle Projekte zu verwirklichen. Es könnte finanzielle Mittel, aber auch Zugang zu Ressourcen wie Arbeitsräumen und Mentoring bieten und gezielt Projekte fördern, die sich mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Diversität oder Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Ein solches Programm würde nicht nur individuelle Kreativität fördern, sondern auch die Vielfalt unserer Gesellschaft in Kunst und Kultur widerspiegeln. Denn ein wirklich freies und gerechtes Leben besteht nicht nur aus materiellen Erfolgen, sondern auch aus der Möglichkeit, als Mensch zu wachsen. Es ist unsere Aufgabe, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jede*r die Freiheit hat, zu träumen, zu gestalten und zu leben.

Zum Abschluss müssen wir uns klarmachen, dass die Erneuerung des Aufstiegsversprechens eine gemeinsame Aufgabe ist – eine Aufgabe, die Mut, Entschlossenheit und Zusammenarbeit erfordert. Unsere Vision ist eine gerechtere Zukunft, in der jeder Mensch die Chance hat, sein volles Potenzial zu entfalten und sich nicht durch Herkunft oder soziale Hürden einschränken lassen muss. Indem wir gezielt in Bildung, ökologische Innovationen und kulturelle Teilhabe investieren, legen wir die Grundlage für eine Wirtschaft und Gesellschaft, die nicht nur auf kurzfristigen Erfolg, sondern auf langfristige Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt ist.

Wir müssen den Weg gemeinsam gehen, unterstützt von starken Gewerkschaften und einem sozialen Sicherungsnetz, das den Menschen echte Unterstützung bietet und sie nicht im Stich lässt. Unsere Stärke liegt in den Köpfen der Menschen – in ihrer Kreativität, ihrem Wissen und ihrem Engagement. Lasst uns diese Stärke nutzen, um eine Zukunft zu schaffen, in der Chancengleichheit und persönliche Entfaltung für alle Realität sind. Der Weg zu einem erneuerten Aufstiegsversprechen beginnt jetzt – mit einem entschlossenen Schritt in Richtung einer gerechteren, nachhaltigeren und kreativeren Gesellschaft. Nur wir Jusos können dieser Vision auch tatsächliche politische Konzepte und alltagstaugliche Umsetzungen folgen lassen – machen wir uns dafür stark und kämpfen für ein echtes, rotes, sozialdemokratisches Aufstiegsversprechen.

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