Unsere Buchrevision: Der beste (und kostenlose) Karriereratgeber für Personen die Gutes schaffen wollen

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Folge bei deiner Berufsplanung nicht deinen Interessen oder deiner Leidenschaft. Ein*e Arzt/Ärztin zu werden um Menschen zu helfen ist nicht unbedingt der effektivste Weg. Ein*e Bürokrat*in kann mehr Gutes vollbringen als ein*e Sozialarbeiter*in. Diese Buchrevision wurde geschrieben von Philipp Aspelmeier (Kreisverband Ulm).


Diese auf den ersten Blick fragwürdigen Aussagen werden in dem Buch „80000 Hours“ vertreten und weiter ausgeführt. Das Buch wurde von der gleichnamigen Organisation 2023 herausgegeben, welche von ehemaligen Oxford Studenten gegründet wurde. In dem Buch geht es darum wie man eine Karriere findet die erfüllend ist und mit der man Menschen helfen kann. Es fokussiert sich dabei auf besonders vernachlässigte Bereiche, von denen die meisten wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben. Darüber hinaus wird auch darüber geschrieben, wie man eine Karriere plant, welche Studiengänge einen am besten aufstellen, und welche Faktoren am wichtigsten sind, um sich im Beruf wohl zu fühlen. Den ganzen Inhalt des Buches wiederzugeben würde den Rahmen sprengen, deswegen fokussiere ich mich auf die interessantesten Aspekte.


Der Autor (Benjamin Todd) präsentiert mehrere zentrale Aussagen und Thesen. Dazu zählt unter anderem das man seine Karriere nicht unbedingt nach den eigenen Interessen ausrichten solle, oder seiner Leidenschaft. Die Begründung dafür ist ziemlich simpel: Interessen und Leidenschaften würden sich im Laufe deines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern. Was uns heute interessiert, könne teilweise schon in einem Monat irrelevant sein. Dazu komme, dass viele Leidenschaften schlechte Karriere – und Berufsaussichten haben.


Neben solchen Themen werden im Buch vor allem Wege und Richtungen aufgezeigt, wie man seine Karriere verwenden kann um Menschen zu helfen. Dabei wird betont, dass es nicht unbedingt der effektivste Weg sei, Berufe auszuüben welche üblicherweise mit der Vorstellung einhergehen sie würden viel Gutes vollbringen (z.B. Arzt/Ärztin oder Sozialarbeiter*in). Als Beispiel wird der ehemalige sowjetische Offizier Stanislav Petrov genannt. Während er auf einer Raketenbasis stationiert war wurde vom Radar der Start mehrerer Raketen vom Territorium der USA gemeldet. Er habe trotz des Drucks unter welchem er stand die richtigen Schlüsse gezogen und seinen Vorgesetzten einen Fehlalarm gemeldet. Am Ende stellte sich heraus, dass das Radarsystem fehlerhaft war und er die Situation richtig eingeschätzt hat. Durch sein Handeln habe er vielleicht ein nukleares Desaster verhindert und mehreren Millionen Menschen das Leben gerettet (mehr als jeder durchschnittlichen Arzt/Äztin), denn die damalige Doktrin hätte in einem solchen Fall einen sofortigen vollumfassenden Gegenschlag gefordert.


Es gebe nach der Ansicht des Autors viele Wege, um Menschen zu helfen. Ein vorgestellter ist „Earning to Give“. Dabei arbeitet man in einem gut bezahlten Beruf, um am Ende einen Teil an eine Organisation zu spenden.


Ein anderer Weg sei es, direkt im Beruf an vernachlässigten Problemen zu arbeiten. Dies könne auf viele verschiedene Arten passieren. Zum Beispiel könne man als Berater Politiker zu relevanten Themen informieren und beeinflussen, so dass am Ende eine bessere, Entscheidung getroffen werden würde. Man könne jedoch auch in Bereichen wie verantwortlicher KI arbeiten, wo man als Wissenschaftler forscht und sich für den verantwortlichen Gebrauch dieser einsetzt. Dieses Feld wird für Personen mit entsprechendem Background sehr empfohlen, da KI ein sehr relevantes Thema für die Zukunft der Menschheit darstelle und es verglichen mit anderen Problemen wie dem Klimawandel wenige Personen geben würde, die daran arbeiten.


Aber warum sollte man seine Karriere dem Wohl der Menschen widmen und nicht einfach das machen was am besten bezahlt wird, oder wo die allgemeinen Bedingungen am besten sind? Die Bezahlung und Umstände des Jobs seien sehr wichtige Faktoren, die beeinflussen würden wie gerne wir in einen Beruf ausüben. Das wird in dem Buch genau beschrieben mit einer Liste der wichtigsten Dinge die die Zufriedenheit im Beruf beeinflussen (wie z.B. der Arbeitsweg oder die Kollegen) und Studien, welche die Korrelation zwischen Lebensqualität und Gehalt untersuchen. Es wird jedoch die Meinung vertreten, dass effektiver Altruismus glücklicher und erfüllter mache (solange die individuellen Grundbedürfnisse befriedigt sind), als wenn man sich sein ganzes Arbeitsleben auf die Verbesserung der eigenen Situation
fokussiere.


Dafür solle man soll sich vorstellen wie man im hohen Alter im Sterbebett liegt und reflektiert, was man im Zuge der Karriere alles erreicht hat. Ob man das gemacht hat was die Eltern machten/ von einem wollten, oder das was am einfachsten war. Vielleicht hat man dabei auch viel Geld verdient und konnte sich ein Haus, Sportauto oder andere schöne Dinge kaufen. Aber wofür war das Ganze?


Als Alternative solle man sich vorstellen, dass man einen vielleicht einen härteren Weg gegangen ist, man aber durch effektives Spenden das Leben von 100 Kindern gerettet hat. Ist das wirklich etwas was man bereuen könnte? Um glücklich zu werden sei es ab einem bestimmten Wohlstand zweitrangig was wir besitzen und wie viel. Es sei eher was wir geschafft und wie wir die Welt verändert haben. Effektiver Altruismus wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt. Menschen zu helfen um die Welt ein bisschen besser zu machen, sei etwas was man im Leben wahrscheinlich nie bereuen würde.


Das Buch kann man sich komplett kostenlos bestellen. Man muss dazu auf die Website von 80000 Hours und sich für den Newsletter eintragen. Den Guide gibt es jedoch leider nur auf Englisch.


Das Buch ist meiner Meinung sehr empfehlenswert. Es informiert über veraltete Karriere Tipps und hilft, eine für sich selber passende Karriere zu finden. Selbst wenn man die Idee des effektiven Altruismus nicht im Berufsleben umsetzen will, sind die vorgestellten Methoden und Erkenntnisse sehr gut um eine erfüllende Karriere zu finden und gute Entscheidungen zu treffen die dahin führen. Jede*r der von der Idee überzeugt wurde bekommt einen sehr guten Leitfaden, wie man in der Welt Gutes stiften kann.

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